Wenn die Loire 3mal klingelt

Über Weingebiete zu lesen, denen man bisher wenig Beachtung geschenkt hat, kann spannend sein. Viel interessanter wird es, wenn man Weine aus solchen Gebieten im Glas hat. So geschehen an der 1. Degustation im 2011. Roger Crausaz von Loire de Crausaz hat den Vinopathen und ihren Freunden seine Passion für das Val de Loire näher gebracht. Dieses Weinbaugebiet erzeugt etwa 10% der gesamten französischen Weinproduktion. Trotzdem haben diese Erzeugnisse bisher seltener den Weg in mein Glas gefunden, als letztes Jahr ein Ball von Alex Frei in der Nationalmannschaft den Weg ins Tor. Nicht dass wir von seiner Qualität nie gehört oder gelesen hätten, aber ein klares Urteil beruht auf messbaren Fakten …
ich rede übrigens wieder von den Weinen. Diesen Streifzug durch das Loiretal möchte ich mit Vinopathen und Interessierten teilen. Drei Sauvignon Blancs aus den östlichsten AOC der Oberen Loire; Sancerre, Menetou-Salon und Pouilly-Fumé.

Les Bornés 2008
Henry Pellé, Menetou-Salon AOC

Winetunes

Dieser biologisch gekelterte Sauvignon Blanc kommt daher, wie er typischer nicht sein könnte. Eine saubere, intensive fruchtige Nase, mit dem typisch «pieksenden» Duft der Stachelbeere. Am Gaumen hält der Wein, was zuvor das Riechorgan verspricht. Zu den Stachelbeeren gesellen sich frische Zitrusaromen, wie in der Küche beim Reiben einer Zitronenschale. Der Schluck zeigt eine knackige Säure, die mich gleich an Sommer denken lässt. Dieser Wein besitzt eine beachtliche Länge, schön, wenn der Sommer nicht gleich wieder vorbei ist. Auch schön, wenn ein Wein mit der nachbarschaftlichen Konkurrenz aus Sancerre mithalten kann, jedoch beachtlich, dies zum halben Preis.

Gesamteindruck: Dieser Wein hält alles (und noch ein bisschen mehr), was will ich mehr? Dies übrigens zum Preis von 15 CHF. 17.5/20 Pkt.

Les Pierres de Pierre 2007
Domaine Masson Blondelet, Pouilly-Fumé AOC

Winetunes

Aus dem Glas dieses Pouilly-Fumé strömen neben den typischen Fruchtaromen (Stachelbeere, Johannisbeeren) ein ganz anderer Duft als zuvor. Mineralische Noten dominieren dieses Bouquet. Der Wein riecht etwas nach nassem Ton. Wenn man auch schon Feuersteine aneinander gerieben hat, dann ist die Nase schon mitten im Glas. Natürlich ist dieser Duft kein Zufall, wachsen diese Trauben der Familie Masson-Blondelet auf stark mineralischen, Kalkstein- und Mergelböden mit hohem Silex-Gehalt. Erstaunlich wie sich hier das Terroir zeigt. Auch beim Trinken treten die mineralischen, etwas grasigen Noten keineswegs hinter die Frucht. Eine rassige Säure und würzige Noten machen diesen Sauvignon Blanc etwas fülliger als seinen Vorgänger. Die Aromen halten sich wunderbar lang, jedoch gegen Ende etwas fruchtarm.

Gesamteindruck: Ein Wein, als Spiegel seiner geologischen Herkunft. Sehr spannend und liefert vielseitigen und endlosen Gesprächsstoff über Aromen. Dieser Wein ist absolut seine 24 CHF wert, wenn auch nicht ganz mein persönlicher Fall. 16/20 Pkt.

La Moussière blanc 2009
Alphonse Mellot, Sancerre AOC

Winetunes

Sancerre, prominentestes Sauvignon Blanc Bühne an der Loire. Der vermutete Spitzenreiter dieses Trios? Die typische Frucht zeigt sich auch hier, begleitet von einer blumigen Note. Dieser Blumenstrauss steigt wie ein natürliches Parfum in die Nase, wunderbar! Die Vorfreude auf den ersten Schluck wird nicht enttäuscht. Sehr ausgewogen. Leichte Holz- und Hefenote bilden mit der knackigen Säure ein Gaumenerlebnis besonderer Art. Dieser Wein wird zu 50% in neuem Barriques und 50% Stahltank ausgebaut. Er zeigt sich enorm komplex, bis weit über den letzten Schluck. Die typischen Fruchtaromen treten im Finale gross auf und sorgen dafür, dass diesem Wein wirklich nichts fehlt.

Gesamteindruck: Klasse, Rasse und mit 29 CHF kein Leichtgewicht in der Weinkasse. Ich bin kein Sancerre-Experte, denke aber solche Weine sind hier zu diesen Preisen nicht oft zu finden. 17.5/20 Pkt.

Fazit: Eine spannende Serie, die die Vielseitigkeit der Sauvignon Blanc-Traube zeigt, wie ich sie bisher nicht erlebt habe. Ein wunderbarer Terroirquerschnitt.
Frohes Weinsein!

This entry was posted in Degustation, Frankreich, Weisswein, Weisswein and tagged , , , , , , , , , , , , . Bookmark the permalink.

5 Responses to Wenn die Loire 3mal klingelt

  1. Vinopath Peter says:

    Liebe Leute
    Nachdem ich auch den Les Bornés 2009 verkosten konnte habe ich mich entschieden dieses Erzeugnis von Henry Pellé 08/09 mit 17.5 Punkten zu würdigen. Klar ist es, dass dieser Wein diese Punktzahl verdient hat und wenn wir den Preis berücksichtigen, wohl auch als ebenbürtig mit dem Sancerre aus diesem Trio hervorgehen darf.

    Frohes Weinsein

  2. Liebe Vinopathen

    Seit Roger mich auf Eure Website aufmerksam macht, habe ich sie wiederholt besucht (war einfach nicht überzeugt, dass ein Kommentar von mir was bringt).
    Mit dem erfrischenden, ehrlichen Bericht über die drei ausgewählten SB kommt Eure Begeisterung für das Gebiet der Loire perfekt zur Geltung. Super geschrieben und richtig anregend. Die Idee mit den Winetunes finde ich ebenfalls grossartig. Insbesondere, wenn Eure Einschätzung so stimmt. Viele Grüsse, noch mehr Erfolg und in der Erwartung, einen ähnlichen Bericht über z.B. Yannick Amirault zu lesen.

    • Vinopath Tom says:

      Salut Jean-François,
      herzlichen Dank für Deine positive Rückmeldung zum Loire-Artikel und zu unserem Blog im Allgemeinen. Wir fühlen uns geehrt, vor allem da das Lob und die aufmunternden Worte aus Deinem berufenen Mund kommen. Wir schätzen die unprätentiöse Art, die Deinen Newsletter und Deine Weinartikel auf http://www.vinifera-mundi.ch ausmachen. Die Freude am Wein verbindet und wir hoffen, Dich an irgendeinem Weinevent mal persönlich kennenzulernen.
      Frohes Weinsein! Die Vinopathen

  3. Pingback: Pinot Noir de la Loire | vinopathen.ch

  4. Pingback: Der «Tüpflischiisser» hat angerichtet! | vinopathen.ch

Schreibe einen Kommentar zu Jean François Guyard Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.